Heute im Interview : Die Hochzeitsfotografin Gülten Hamidanoglu. Gülten ist nicht nur eine ausgezeichnete Fotografin, sondern auch eine Seele von Mensch. Mit ihr hat man während des Fotoshootings immer viel Spaß. Gülten versteht es mit Bravour, ihren Brautpaaren die Scheu vor der Kamera zu nehmen und sich ganz natürlich zu bewegen. Aber jetzt, lassen wir Gülten selbst zu Wort kommen…
Hallo Gülten, stell dich bitte kurz vor
Hallo, ich bin Gülten und fotografiere schon so lange, dass ich aufgehört habe, die Jahre zu zählen.
Stark fokussiert habe ich mich in den letzten Jahren auf Hochzeiten. Doch da ich lange Zeit in der kommerziellen Fotografie gearbeitet habe und diese mich auch begeistert, versuche ich die Business- und Unternehmenskommunikation nie ganz aus den Augen zu verlieren.
Ach ja und die Babys und Familienfotografie kam mit den Bräuten dann auch irgendwann hinzu ;).
Welche Art der Fotografie bietest du an ?
Rund um den Menschen würde ich mal sagen.
Ich fotografiere viele Portraits, Unternehmer, Kreative, Paare, Brautpaare und ganze Hochzeitsreportagen, Familien, Neugeborene, Babys.
Ich mag Menschen und mein Anspruch ist es, bei jedem Shooting eine Atmosphäre zu schaffen, bei der sich mein Gegenüber wohl fühlt und auch gerne fotografiert wird.
Dafür braucht man manchmal ein wenig Zeit, gerade bei Neukunden, wo das Vertrauen zueinander erst noch entstehen muss.
Ich kann mich gut auf unterschiedliche Menschen einstellen. Ich denke das ist meine Stärke und immer nur z.B. Babys zu fotografieren wäre mir zu eintönig.
Wie würdest du deinen fotografischen Stil beschreiben ?
Wenn ich den Stil meiner Bildsprache mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es : lebendig.
Mir persönlich ist es immer wichtig das ein Bild eine Emotion auslöst. Wenn dann mal das kleine Detail im Bild nicht perfekt ist, stört es mich kaum.
Hauptsache der emotionale Wert des Bildes ist vorhanden.
Vermutlich meide ich daher auch die Kategorie : Passbild ;).
Warum liebst du deinen Job ?
Das hat sehr viele Gründe! Zum einen bin ich einfach sehr happy, wenn ich mich mit meiner Kamera austoben darf. Ich habe einen kreativen Beruf von dem ich seit über 15 Jahren leben kann. Und ich denke da muss man schon für brennen, sich immer wieder neu ausprobieren. Sonst würde es so nicht funktionieren.
Ich finde Fotografie einfach sehr spannend. In ganz vielen Bereichen.
Was würdest du Brautpaaren bei der Auswahl ihres Fotografen raten ?
Das der Fotograf erfahren und routiniert im Umgang mit Hochzeiten ist. Und das sie sich mit ihm wohl fühlen.
Denn der kreativste Fotograf hat keine Chance, wenn sich das Paar in dessen Gegenwart nicht wohl fühlt. Umgekehrt verhält es sich natürlich ähnlich.
Gibt es einen aktueller Lieblingstrend ?
Ja ! Natürliche Farben und auch natürliches personengerechtes Posing beim Fotografieren. Instagram dominiert gerade sehr den Stil von entsättigten Bildern in reinen Brauntönen, oftmals verschlingen die Paare sich gerade;).
Dieser Hype hält sich meiner Meinung nach schon viel zu lange in der Hochzeitsbranche/ Paarshootings.
Gerade bei den jüngeren Fotografen beobachte ich oftmals, das sie diesen Stil imitieren und alles ist nach einem braunen Einheitsbrei aussieht.
Ich nehme meine Paare da ein wenig mehr an die Hand und versuche weniger, sie in eine Schablone zu pressen, die gerade gehypt wird ;). Wenn ich einen Hipster vor der Kamera habe, dann passt es. Aber die Welt besteht nicht nur aus Hipstern und das ist auch gut so ;).
Ich bevorzuge die zeitlose Variante und versuche die Farb- und Lichtstimmung in meinen Bildern beizubehalten.
Warum liebst du es in der Hochzeitsbranche zu arbeiten ?
Weil alle, wirklich alle Menschen an diesem Tag um mich herum glücklich sind. Mir fällt kein anderer Job ein, bei dem das der Fall ist .
Wie gehst du mit derzeitigen Pandemie Situation um ?
Ich bin sehr froh das ich es endlich geschafft habe, den emotionalen Abstand zu dieser Situation zu bekommen. Lange hat mich die Situation emotional stark belastet.
Gerade finanziell war es die letzen Monate sehr schwierig und ist es auch weiterhin für mich.
Doch jetzt habe ich akzeptiert, das ich mich aktuell nur bedingt beruflich umorientieren kann und lege den Focus mehr auf meine Familie. Schließlich lernen meine Kinder aktuell viel von zuhause aus und brauchen mich.
Der Beigeschmack das der Staat dermaßen ignorant mit der Kunst und Kulturszene umgeht, ist nach wie vor bitter. Doch ein wenig hat mir die Pandemie die Augen geöffnet, das es leider auch hier in Deutschland nicht so fair zu geht wie ich es bisher immer gedacht habe.
Hast du einen Tipp, den du Brautpaaren gerne ans Herz legen möchtest ?
Über mögliche Alternativen nachdenken. Wenn das Brautpaar natürlich an der Hochzeit mit 150 Gästen festhält, dann bleibt nur die Möglichkeit diese zu verschieben. Doch dies sollte dann auch als Möglichkeit wahrgenommen werden.
Es gibt unheimlich viele wichtige Lebensereignisse, die leider nicht verschoben werden könne wie z.B. die Geburt eines Kindes, bei der der Vater nicht mit in den Kreißsaal darf. Oder die Einschulung, die Pandemie bedingt ausfällt.
Doch der vergangene Sommer hat gezeigt, das es viele tolle Möglichkeiten gibt seine Hochzeit, trotz Kompromisse wunderschön zu feiern. Man sollte dafür offen sein.
Vielen Dank, liebe Gülten für dieses nette Interview.